Tudor (4) - Das Erbe der Königin von Philippa Gregory

10/09/2016 17:17

Nun zu Teil 4 der Serie: Das Erbe der Königin (The Boleyn Inheritance, L'héritage Boleyn). Ich habe die 592 Seiten auf Deutsch gelesen, ursprünglich 2006 veröffentlicht.


Catherines Herz ist gebrochen. Wieso kann niemand verstehen, wie wichtig es für ein hübsches Mädchen wie sie ist, an den Hof zu gehen? Ist es denn zu viel verlangt, glücklich zu sein? Wieso ist jeder so grausam? Während dessen kommt ihre zukünftige Arbeitgeberin von Kleve her, wo eine neue Zukunft auf sie wartet: Eine Krone, ein König – und Tod, falls sie in irgendeiner Weise frivol wirkt. Aber Anna hat vor, eine gute Ehefrau und eine gute Königin zu werden. An ihrer Seite ist Jane Boleyn, die Annes Geschichte kennt, aber niemandem erzählen will, die von ihr in jeder wachen Minute verfolgt wird. Als die großen Familien erneut ihr Spiel der Intrige beginnen, muss Anna mit mehr als einem gelangweilten Ehemann, Jane mit ihrer Vergangenheit und Catherine mit einem alten, ekelerregenden Mann klar kommen, der sich jung fühlen will, ihr aber nicht das geben kann, was sie am meisten will: Liebe.

 

Das Buch hat drei Perspektiven:

Anna von Kleve ist eine entschlossene Person, die herzensgut ist und ihre eigenen Gründe hat, einen Mann zu heiraten, der seine vorherigen drei Frauen ermordet hat – da sie glaubt, dass Katharina von Aragon und Jane Seymore nicht gestorben wären, wenn er sie liebevolle behandelt hätte. Sie will dem Land Frieden und Reichtum bringen, eine gute Ehefrau und Mutter für ihre Stiefkinder sein. Sie ist die Einzige, die dem König Contra gibt, ohne ihn zu manipulieren, und sie ist dabei wirklich mutig. Ich frage mich, was passiert wäre, wenn sie eine tatsächliche Chance gehabt hätte, zu regieren. Aber leider hat sie den König nicht erkannt, als er sie geküsst hat und, nun ja, nicht gut reagiert. Ansonsten langweilt Henry ihre Angst, zu „Französisch“, also zu sehr wie Anne Boleyn zu sein. Aber ich mag Annas Leben. Sie hat bekommen, was sie immer gewollt hat, auch wenn ihr Weg dahin sehr schwer war. Übrigens, ihr Bruder ist ein Bastard.

Annas Beispiel zeigt, wie weit Henrys Wahnsinn fortgeschritten ist. Echt, das ist so absurd, es wäre lustig, wenn es nicht wirklich passiert wäre. Erstens die Religionen der König und wie schwer es für die Bevölkerung ist, sich an die Veränderungen anzupassen – und womit sie bezahlen müssen, wenn sie einen Fehler machen. Und zweitens, die Gebete, die er will. Gott, ich habe so gelacht… was ein Arsch, echt jett. Er täte mir leid, wenn er nicht so unausstehlich wäre. Und es ist echt lustig, wenn man die Reaktion auf seine neue „Schwester“ liest, als sie die andere Haube getragen hat.

Mistkerl.

Catherne Howard ist so dumm, naiv und verzogen. Aber sie ist keine schlechte Person und hat ihr Schicksal nicht verdient. Auch wenn sie so oberflächlich ist, kann man nicht anders, als sie zu mögen.

Jane, auf der anderen Seite… es war schwer, sie richtig einzuschätzen. Ich konnte nicht glauben, dass das DIE Jane aus Die Schwester der Königin (The other Boleyn girl) ist, denn wieso würde sie denn so wichtig sein? Aber sie ist es, sie ist diejenige, die die Königinnen zum Aufstieg und zum Block verhilft. Sie war die Zofe von fünf Königinnen und hat drei von ihnen ruiniert. Man muss das erst mal schaffen. Sie hat ihr Ende verdient, auch wenn es mitleidserregend ist, was sie getan hat, um zu überleben, aber sie hat es sich auf gewisse Weise verdient. Besonders, weil sie die ganze Zeit mit der Illusion gearbeitet hat, dass der König sich an seine Regeln halten würde, auch wenn sie diejenige war, die vorher immer davon profitiert hat, dass er es nicht getan hat. Und wie sehr sie sich selbst anlügt, um sich zu rechtfertigen. Sie ist eine verdrehte, wirklich verdrehte Frau.

Okay, wie man sehen kann, sind die verschiedenen Charaktere auf wirklich faszinierende Art und Weise beschrieben. Man geht eine emotionale Bindung zu ihnen ein, selbst zu Jane, und man erwartet gespannt das Ende des Buchs. Die Art, wie die Gesellschaft sich verhält und sich verändert, sowie die Beziehungen zwischen den Königinnen und ihren Stieftöchtern ist interessant. Der Abbau Henrys VIII beinahe lustig – und sehr realistisch.

 

Zusammenfassung:

Ich gebe Sterne für Ideen, Inhalt, Charaktere und den Stil.

 

Voriger Teil:

Die Schwester der Königin

 

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