Tudor (3) - Die Schwester der Königin von Philippa Gregory
Der dritte Teil der Tudor Reihe: Die Schwester der Königin (The other Boleyn girl, Deux soers pour un roi). Ich habe die 664 Seiten auf Englisch gelesen. Ursprünglich 2001 veröffentlicht.
Die Liebe des Königs zu Frauen ist ein offenes Geheimnis am Hofe der Tudors. Genau wie sein Stolz und seine Unfähigkeit, Niederlagen und Zurückweisungen zu ertragen – egal welcher Art. Als Henrys Auge auf die schöne Mary Boleyn fällt, entscheidet ihre Familie also, sie ihm an den Hals zu werfen, egal was der Preis dafür ist: Mary hat die Gunst des Königs. Selbst wenn die Vierzehnjährige andere Pläne hat. Aber den König zu befriedigen und seine Kinder zu gebären ist nicht das alles: Henry wird schnell abgelenkt, aber seine Gunst muss bei den Howards bleiben. Auch wenn Mary im Kindbett liegt. Das ist der Punkt, an dem Mary schöne und skrupellose Schwester, Anne, eine andere Rolle als Marys Dienerin bekommt. Als die Zeit vergeht, muss Mary den Preis der Macht, Schönheit und Freude sehen, begreifen, was ihre Familie wirklich ist und dass etwas auf jede von ihnen wartet – etwas, das sich niemand von ihnen vorstellen konnte…
Das ist eine so faszinierende Art, die Geschichte zu erzählen! Im Ernst! Okay, lasst mich mit den Charakteren beginnen.
Das ganze Buch wird aus Marys Perspektive geschildert. Sie ist süß, ein bisschen naiv und bis zum Tod lyal. Sie hasst es, dass sie Katharina von Aragon verletzt, sie tut alles in ihrer Macht stehende, die vor den Intrigen ihrer Familie zu warnen. Sie benennt sogar ihre Tochter nach ihr. Außerdem liebt sie Henry wirklich, sieht ihn aber als das, was er ist: Einen stolzen Idioten, den man leicht manipulieren kann. Er selbst liebt sie wegen ihrer Unkompliziertheit. Sie bittet um nichts und hält sich selbst für seiner Geschenke unwürdig. Das hilft einem Ego – als ob es Hilfe bräuchte. Außerdem ist Mary mutig, aber lässt sich ebenfalls leicht manipulieren. Sie würde alles für ihre Kinder tun.
Die interessanteste Beziehung ist aber die zu ihrer Schwester, Anne. Das war für mich ziemlich schockierend. Die beiden sind so darauf fixiert, besser als die andere zu sein. Sie hassen sich quasi (was nicht allzu hart zu verstehen ist, weil Anne nicht die liebste aller Personen ist) und Anne kann ihren Triumph nicht genießen, wenn sie nicht Mary an ihrer Seite hat, die zusehen muss. Anne tut alles in ihrer Macht stehende, um Marys Leben zur Hölle zu machen.
Wie man also sehen kann, ist Anne eine, nun, sehr hasserfüllte Person. Sie ist auf das fixiert, was sie will, und tut alles in ihrer Macht stehende, um es zu bekommen. Wie man bei Henry VIII sehen kann. Aber der Preis, den sie bezahlt, um seine Gunst zu halten, ist zu hoch. Sie kreiert ihre eigene Hölle, um ihren Traum zu erreichen. Was sie tun muss, um seine Aufmerksamkeit zu behalten, was überhaupt jemand dafür tun muss, ist krank. Echt, der Mann ist verdreht. Der Aufstieg und Fall von Anne ist interessant und gut beschrieben. Besonders, weil beides ihr eigenes Werk waren, auseinander resultiert ist. Sie war der ruin von Katharina von Aragon, sie hat dem König gezeigt, dass er tun kann, was auch immer er will – und hat es ihm möglich gemacht, mit dem unmöglich durch zu kommen: Eine gesalbte Königin zu töten. Was sie England angetan hat, der Gesellschaft, und wie sie reagiert haben, ist wirklich gut gemacht. Nun. Natürlich gibt es noch andere Charaktere und Stränge in dem Buch über die zwei Schwestern um den König.
Annes und Marys Bruder, George, zum Beispiel. Ich mag ihn und sein Ende fand ich echt furchtbar – noch mehr als sogar als seine Heirat. Gott, die Frau ist ein Folterinstrument. Trotzdem, es ist verdreht, dass er jede Nacht vor der Tür wartet, um eine seine Schwestern ins Bett des Königs zu bringen und wieder abzuholen. Aber die ganze Zeit weiß er, dass die Gunst des Königs weder ein Sicherheitsnetz, noch etwas ist, was echte Macht bringt. Aber was noch verdrehter ist, ist das, was er machen muss, damit Anne nach der Hochzeit in seiner Gunst bleibt. Große Güte. Er tut mir so leid. Wenn der Teil wahr ist, dann gibt es echt keine Worte für Anne Boleyn.
Wer mir auch leid tut, ist Marys Ehemann. Ich mag ihn nicht wirklich, aber es muss so schwer sein, mit einer Person verheiratet zu ein, und zu sehen, wie sie sich in einen anderen verliebt und seine Kinder zur Welt bringt, während jeder andere weiß, dass sie eigentlich schon verheiratet ist. Ihr zweiter Mann jedoch ist großartig. Ich mag ihn. Er ist bodenständig, lustig, weiß, was er will, kümmert sich um andere, ist mutig und loyal. Mary hätte es echt schlechter treffen können – und sie ist mit ihm und ihrem Leben glücklich.
Aber ihre Tochter… ich respektiere Catheirne wirklich für das, was sie gemacht hat. Und ich fühle mit Mary mit. Die eigene Tochter da zu sehen? Große Güte, ich beneide sie nicht um die Erfahrung.
Also, wie man sehen kann, hat man viele farbenfrohe Charaktere, mit denen man sich identifizieren kann. Sie sind in ihren Entscheidungen und Gefühlen realistisch – man teilt ihre Trauer und ihre Freude. Besonders Anne wird sehr gut erklärt, wie sie so geworden ist, wie viel es sie kostet und wie sie sich an die Macht klammert, selbst während sie dem Tod ins Gesicht starrt. Auch wenn ich sie nicht mag, respektiere ich ihre Stärke. Und die Art, wie ihre Geschichte präsentiert wird, macht das Buch großartig. Auch wenn man weiß, wie es endet, bleibt es spannend, besonders weil man nicht weiß, wie die Protagonistin endet, und man sich irgendwie in sich verliebt. Außerdem ist die tragische Liebesgeschichte dadurch etwas gelöst, dass der Hauptcharakter nicht machthungrig ist, sondern so oft wie nur möglich aus dem Palast geht. Und William trifft.
Zusammenfassung:
Alles in allem gebe ich Sterne für Inhalt, Ideen, Stil, und Charaktere, plus einen halben Stern für jeweils den Aufstieg und Fall von Anne und die verdrehten Beziehungen in dem Buch.
Voriger Teil:
(Three Sisters, Three Queens)
Nächster Teil: