Touched (1) - Der Preis der Unsterblichkeit von Corrine Jackson

12/08/2016 22:09

Teil eins der Touched-Trilogie: Der Preis der Unsterblichkeit (Touched) von Corrine Jackson. Ich habe die 401 Seiten auf Deutsch gelesen. Alter 15-Tod (Mädchen), ursprünglich 2012 veröffentlicht.


Remy O'Malley kämpft tagtäglich, einfach nur ums Überleben. Ums Überleben von ihrem Stiefvater, ihrer „Gabe“. Aber als ihr biologischer Vater aus dem nichts auftaucht, um sie nach Blackwell Falls zu bringen, bekommt Remy noch viel mehr Probleme. Weil sich zu verstecken einfacher ist, wenn man anonym bleibt – was in einer Kleinstadt unmöglich ist – und wenn man niemanden hat, dem man wichtig ist. Und weil der Teufel, den man kennt, besser ist als der, den man nicht kennt. Oder die, im Plural. Weil Remy plötzlich sehr viel mehr Jäger hat. Aber wieso jagen sie die Blackwells überhaupt? Sie können es doch nicht wissen – oder? Während Asher Blackwell ein ungesundes Interesse an ihr entwickelt, kommt Remys Stiefvater wieder aus dem Knast... mit dem Tagebuch ihrer Mutter, das alle Geheimnisse von Remy enthält.

 

Dieses Buch war wirklich interessant. Erst einmal zu dem, was ich nicht mochte: Der Stil. Es ist nicht, dass er schlecht war, aber es gibt Raum für Verbesserung. Remy hat Angst. Sie hat Angst davor, geliebt zu werden, zu vertrauen und selbst zu lieben. Es hätte also mehr Sinn gemacht, zwischen ein paar Sätze zwischen den Momenten einzufügen, in denen Remy etwas Gutes von den Menschen um sie herum bekommt, und zwischen denen, in denen sie Hoffnung entwickelt. Dann, als sie ihrem Glück zu vertrauen beginnt, könnten die Sätze kürzer werden, ihre Reaktionen weniger extrem. Und dann könnten sie verschwinden. So wäre ihre Entwicklung noch besser heraus gekommen.

Das war aber auch das einzige, das ich zu bemängeln habe. Abgesehen davon war es nämlich einfach nur genial.

Besonders die häusliche Gewalt. Nicht, dass sie existiert, das ist echt scheiße. Sondern, wie es hier dargestellt wird. Remys Angst, ihre Reaktion und ihre Scham. Diese Sachen werden unglaublich gut beschrieben, sind realistisch und zeigen, wie stark Remy ist und wie sehr sie und jeder andere in einer vergleichbaren Situation leiden müssen. Es ebnet auch den Weg für Remys spätere Entwicklung. Also: Wirklich gut gemacht.

Dean, ihr Stiefvater ist ein wirklich... nun ja, ein wirklich interessanter Charakter. Er ist böse und grausam. Aber seine Motive und wie er Aktionen wie die mit dem Feuerzeug benutzt, um Remy auch mit Psychospielen zu foltern, machen ihn realistisch. Er ist der perfekte Bösewicht, aber immer noch eine wirklich Person. Jemand, den man im wahren Leben kennen lernen könnte (was eigentlich ziemlich angsteinflößend ist). Aber es erhöht die Glaubwürdigkeit des Buches.

Anna, die Mutter, die Dean das alles mit ihrer Tochter machen lässt und die Remy wieder und wieder im Stich lässt, ist, genau wie Dean, glaubwürdig. Schwach und verletzt, voller Selbsthass und einer nicht sonderlich glamourösen Vergangenheit – menschich. Nicht nur ein Buchcharakter, aber auch wieder jemand, den es geben könnte.

Ich mag Ben, Remys richtigen Vater. Er ist ein guter Mann, und es ist erklärt, wieso er Remy „im Stich lässt“. Und er macht es wieder gut. Ich mag es, wie er mit ihr und sich schuldig fühlt. Und ich mag es, wie Remy anfängt, ihm zu vertrauen. Und sich in die Familie und ihren Platz darin verliebt.

Der Rest dieser Familie wäre Laura und Lucy. Laura ist eine typische Mutterfigur und Lucy vermutlich die beste Schwester, die man sich vorstellen kann. Sie ist ein Sonnenschein, wertet nicht und weiß, wie man Geheimnisse für sich behält – und wie man zu jemandem steht.

So weit zu den O'Malleys. Nun zu den Blackwells.

Asher selbst wirkt als wäre er zu gut, um real zu sein. Er ist der Ritter in glänzender Rüstung, der Remy nicht nur von ihrem Stiefvater, sondern auch vor ihrer Einsamkeit und, ab und an, vor sich selbst rettet. Oder zumindest versucht er das alles. Er ist wirklich, wirklich süß. Und es ist lustig, wie er ihre Gedanken liest. Besonders am Anfang, als sie das noch nicht weiß.

Gabriel ist ebenfalls faszinierend. Harte Schale, aber keine schlechte Person. Er liebt seine Familie wirklich, aber er lässt sie ihre eigenen Wege gehen. Er ist der Älteste und der, der sich um alle kümmert. Das Mädchen für alles. Derjenige, zu dem jeder geht, wenn „die Kacke am Dampfen ist“. Und es ist lustig, wie er und Remy ständig miteinander streiten. Er vertraut ihr nicht – am Anfang zumindest – aber sobald sie seinen Respekt gewinnt, adoptiert er sie quasi auch.

Ich werde aber nicht aus Lottie schlau. Klar, sie hasst Remy, aber am Ende ist sie niemand, den man in eine Schublade stecken kann. Sie hat viele Facetten – die meisten werden später deutlich.

Die Kräfte der Blackwells sind auch sehr interessant, besonders der Unsterblichkeitsaspekt. Wie sie es geschafft haben, wie besonders Asher darunter leidet, was für einen Preis sie dafür bezahlen. Stellt euch das mal vor. Das muss so schlimm sein! Und es macht Sinn, dass die, die sie ermordet haben, diejenigen sind, die ihnen helfen können. Trotzdem, arme Heiler. Die sind echt in einer blöden Situation.

Um mal zu Remys Talenten zu kommen... Verdammt. Gut. Gemacht. Wann immer sie jemanden berührt, heilt sie, worunter sie leiden – Schnupfen, blaue Flecken, gebrochene Knochen, Krebs. Aber der Preis dafür ist hoch: Sie übernimmt jedes Leiden, dass sie heilt. Was nicht gerade leicht ist. Sie ist verdammt mächtig und benutzt ihre Gabe ohne an sich selbst zu denken, auch wenn sie dabei ihr Leben riskiert. Und wenn ihr Körper übernimmt, bricht sie sich lieber selbst eine Rippe, bevor sie Asher verletzt. Das macht sie verletzlich, aber es gibt auch hier wieder eine Balance – weil sie ihre Wunden ebenfalls auf andere übertragen kann. Was sie aber nur tut, wenn sie oder die Leute, die sie liebt, in Lebensgefahr sind. Sie ist eine der stärksten und altruistischsten Charaktere, über die ich je gelesen habe. Und ich weiß, dass das kitschig klingt, aber sie hilft mir sogar, wenn ich Probleme habe und mich überfordert fühle. Irgendwie schafft sie es, Stärke und Mut zu inspirieren – und ich kann mir gut vorstellen, dass sie diesen Effekt auf jeden hat, der über sie liest. Also: Wenn ihr Bücher-verrückt seid und Bücher einen Effekt auf euch haben, dann solltet ihr die Touched-Reihe lesen, wenn ihr mit irgendetwas zu kämpfen habt. Aber Vorsicht mit Liebeskummer. Remy hat da auch so ihre Probleme, aber gerade in diesem Teil sind viele romantische Szenen.

Abgesehen davon, dass das Buch inspirierend ist, Kann es deine Perspektive von dir, deinen Werten und Unsterblichkeit verändern. Es ist dramatisch, kann euch aber auch zum Lachen bringen. Die Charaktere sind wirklich realistisch, die Ideen originell und es gibt keine Fehler.

 

Zusammenfassung:

Ich gebe diesem Buch Sterne für Inhalt, Ideen, Charaktere, häusliche Gewalt & wie Remy damit klar komt, die Beziehungen und zu guter Letzt der Welt. Das heißt, ich gebe ein SOA. Und das, ohne dass ich einen Stern für das Basiskriterium Stil gebe. So sehr geht dieses Buch unter die Haut.

 

Nächster Teil:

Die Schatten der Vergangenheit