Norse Chronicles (1) - Midnight Burning von Karissa Laurel

28/08/2016 17:08

Der erste Teil der Norse Chronicles: Midnight Burning von Karissa Laurel (nicht übersetzt). Ich habe die 278 Seiten auf Englisch gelesen. Ursprünglich veröffentlicht 2015. Für beide Geschlechter 16-Tod.

Nach Alaska zu kommen war nicht unbedingt die beste Idee, die Solina je hatte. Oder besser, die sicherste Idee. Denn Solina stolpert nicht nur über den Mörderer ihres Zwillingsbruders, als sie nach Alaska kommt, um ihm Gerechtigkeit zu bringen und sich um seine Sachen zu kümmern. Sie stolpert auch über uralte Mythen, eine mögliche Walküre und zwei Nordische Götter, die Ragnarök überlebt haben, das Ende der Welt. Ein Ereignis, das sich wiederholten wird – falls die Personifikationen von Sonne und Mond von Wölfen gefressen werden. Und einer von ihnen ist bereits tot.

 

Dieses Buch hat echt was. Es ist nicht besonders lustig und die Heldin wird vermutlich nicht den Preis der Lieblingsbücherheldinnen bekommen, aber Solina hat einfach was. Sie ist introvertiert und fokussiert sich auf Logik statt auf ihre Gefühle, was eigentlich ganz erfrischend ist. Und Solina hat ihr Herz immer noch am richtigen Fleck, sie mag es einfach nur nicht, blöde Risiken für Leute einzugehen, denen sie nicht vertraut – oder die sie nicht kennt. Aber sie tut viel, um die Menschen, die sie liebt, zu beschützen. Man merkt es nur erst auf zweitem Blick.

Solina war ihr ganzes Leben lang eine Bäckerin im Betrieb ihrer Eltern. Sie lässt sich von ihnen bestimmen, kämpft nicht für sich selbst und geht keine Risiken ein. Sie ist damit zufrieden, durch ihren Zwillingsbruder zu leben – bis dieser brutal ermordet wird. Dann geht Solina ins exakte Gegenteil über. Sie macht ausschließlich das, was sie für Richtig hält, und man muss mit ihr auf einer logisch debattieren, um sie umzustimmen. Aber sie lässt sich von logischen Pro-/Contra-Argumenten beeinflussen. Sie reagiert allergisch darauf, herum gestoßen oder manipuliert zu werden und es braucht viel, damit sie sich jemandem öffnet. Hauptsächlich, weil sie so viel Angst vor Zurückweisung hat. Aber sobald sie sich jemandem gegenüber öffnet, kann sie unglaublich süß sein. Ansonsten lernt sie schnell und hat viele Resourcen.

Die zwei Leute, die am meisten versuchen, sie zu irgendwas zu bewegen, sind Val und Thorin.

Val ist der beste Freund ihres Bruders und findet sie attraktiv – und sie ihn, aber sie vertraut ihm nicht vollkommen. Um genau zu sein, mag sie ihn zwar sehr gerne, aber sie findet es blöd, dass er sie nicht immer Ernst nimmt. Val macht sich über alles und jedes lustig, aber er ist auch beschützerisch und mag es, sich in ihr Leben einzumischen.

Die letzteren beiden Charakteristika treffen auch auf Thorin zu. Er ist autoritär, kalt und steif, zumindest anfangs, aber er ist auch faszinierend – an ihm ist viel mehr dran, als das Auge sieht. Er lernt „Sonnenschein“ zu akzeptieren und sie sogar zu mögen – was von ihrer Seite hart erkämpft ist. Sie lässt ihn mit nichts durchkommen.

Aber er tut mir in gewisser Weise auch leid, nachdem sie bei Tori strandet. Er ist fast verrückt mit Sorge, und sie begrüßt ihn mit einem „na das hat aber lange gedauert, was? Übrigens hättest du gar nicht kommen müssen, ich bin hier ohnehin besser dran.“ Ich wäre vermutlich explodiert.

Eine andere Person, die ebenfalls nach der „wir lassen niemanden mit irgendwas durchkommen“ Doktrine lebt, ist Skyla, Solinas neue BF. Sie ist voller Überraschungen, eine Überlebenskünstlerin und lustig – sie ermutigt Solina dazu, für sich selbst zu kämpfen, auch wenn das andere verletzen könnte. Sie ist einfach cool.

Das ist etwas, was mich an diesem Buch fasziniert. Man hat normalerweise dieses klaren Helden-Tugenden: Altruismus und Loyalität bis zum Erbrechen, man denkt mit dem Herzen, statt mit dem Kopf, ist süß in der Naivität und erobert so das Herz des Lesers – und rettet nebenbei die Welt.

Aber hier schaffen es die Charaktere, vom Leser gemocht zu werden, obwohl sie nicht diese klaren Tugenden besitzen. Klar, Solina kann altruistisch sein und sie ist loyal – aber sie ist eine Strategin, sie benutzt kalte Logik und, wenn es gute Gründe gibt, etwas nicht zu tun, denkt sie zwei Mal darüber nach. Außerdem packt sie die Leute um sich herum nicht mit Samthandschuhen an, sondern kann ziemlich hart sein, wenn sie es als notwendig empfindet. Sie kämpft für ihre Unabhängigkeit – hart – und verliert schnell die Geduld. Sie ist keine typische Heldin – aber sie ist trotzdem faszinierend und liebenswert. Genau wie Thorin. Er und Solina können verdammt kalt sein, aber da ist Wärme in ihnen. Sie versuchen einfach nur.. ich weiß nicht, vielleicht sich selbst zu beschützen? Spielt auch keine Rolle. Besonders am Anfang sind sie so kalt, dass sie eigentlich nicht liebenswert sein dürften – aber sie sind es. Und ich weiß nicht, wieso!

Ich mag den Hintergrund mit den Nordischen Mythen. Besonders Solinas Teil in all dem und ihre Kräfte – ihre Träume, ihr Leuchten. Ich finde „Midnight Sun“ hätte besser als Titel gepasst. Am Anfang denkt man, dass damit Manis Grund nach Alaska zu kommen gemeint wäre, aber hinter realisiert man dann die Zweideutigkeit davon.

Der Tonus des Buches passt zu den Nordischen Mythen. Es ist irgendwie Gut gegen Böse, und die wichtigsten Tugenden sind Entschlossenheit und Mut, Charakteristika, die die Hauptcharaktere besitzen. Man braucht auch Intelligenz, um die Illusionen zu durchschauen, und die Charaktere verlieren schnell die Geduld. Und wenn letzteres nicht auf Solina und Thorin zutrifft, dann... Nun gut. Ich mag es, dass Ragnarök wirklich statt gefunden hat, und wieso jemand das wiederholen wollen würde, wer von den Spielern noch da ist und was für Probleme sie so haben.

Zum Beispiel Mjölnir.

Spoiler:

Übrigens, die Szene bei Helen? Wie Solina und Thorin interagieren, wie sie fast das Haus abfackelt und wie Thorin ihr ganz sachlich sagt, dass er zu sehr damit beschäftigt war, sie anzustarren, um zu realisieren, dass Helen seinen Hammer trägt? Sooo cool! Ich mag Thorin. Ich mag die beiden, fertig!

Zusätzlich zu den realistischen Charakteren war die Geschichte originell und fehlerlos. Aber es hätte noch ein bisschen spannender sein können.

 

Zusammenfassung:

Ich gebe Sterne für die Charaktere, Ideen, den Inhalt und dafür, wie die Mythologie in all das verwoben wurde.

 

Nächster Teil:

 Arctic Dawn 

 

Ich habe dieses Buch von Amazon als Freebie im Austausch gegen eine Rezension bekommen.