Mail Order Brides of the West (1) - This Bride's Christmas von Claire Dawson
Ich gebe euch This Bride's Christmas von Claire Dawson (nicht übersetzt), der erste Teil der Mail Order Brides of the West Trilogie. Ich habe die 51 Seiten auf Englisch gelesen. Für Mädchen ab 14, ursprünglich 2015 veröffentlicht.
Nach dem Mord an ihrem Vater hat Anna Bradburry fast alles verloren – beinahe freut sie sich über den Brief, der ihr eröffnet, dass sie als Mail Order Bride in den Westen gehen soll. Weit, weit von Zuhause und allem ihr bekannten entfernt, wartet ihr zukünftiger Ehemann auf sie… Nur blöderweise weiß der Gute noch nichts von seinem Glück. Und die Hochzeit wurde auf zwei Tage nach ihrer Ankunft gesetzt… Aber ihn dazu zu überreden, sie zu heiraten, ist nicht Annas Hauptproblem: Die Stadt ist es. Denn sie hassen Fremde…
Der Stil ist sehr gut gemacht, die Geschichte selbst spannend. Man lernt sehr viel über die Zeit. Darüber, wie die Leute denken und über die Idee der Mail Order Brides. Aber, ich glaube, dass das Buch länger hätte sein müssen. Anna ist ein komplexer Charakter – gebt ihr Zeit, sich zu entfalten, sich dem Leser wirklich vorzustellen. Sie ist tough, intelligent, kompetent und voller Überraschungen. Lasst sie es zeugen! Lass den Leser sich in sie verlieben, denn das wird er früher oder später tun, wenn er die Gelegenheit hat.
Das selbe gilt für Charles. Er ist charmant – gebt dem Leser die Gelegenheit, sich auch in ihn zu verlieben.
Zu der Stadt selbst. Gebt ihnen die Möglichkeit, Anna richtig zu hassen – in richtigen Szenen, nicht in Annas Gedanken. Gebt Anna die Möglichkeit, auf sie zu reagieren, mehr als nur einmal, lasst sie zeigen, wie sie sich selbst verteidigen kann. Sie hat Temperament, lasst sie ihm einmal nachgeben, um dadurch den Respekt der Stadt zu gewinnen! Und nicht eine geschlossene Front gegen sie. Gebt ihnen Zeit und lasst ein paar Leute ein wenig toleranter ihr gegenüber sein – während vielleicht einige der Mädchen zu Antagonisten werden, bis sie realisieren, wie stark Anna ist. Dann können sie lernen, sie zu respektieren und sie als ihr Gleichgestellt zu sehen. Und dann können sie sich mit ihr zusammen tun, weil starke und unabhängige Frauen in der Zeit alle Verbündeten brauchen, die sie kriegen können. Dann könnte Anna nach dem Feuer die meisten auf ihre Seite ziehen – zumindest so weit, dass sie mehr oder weniger als eine Einwohnerin und nicht als ein unwillkommener Gast angesehen wird.
Was ist damit sagen will ist, gebt dem Buch mehr Seiten! Es ist eine gute Geschichte, lasst sie sich entfalten! Besonders die Romanze. Sie haben nur zwei Tage, um sich vor der Hochzeit kennen zu lernen. Lasst es seltsam sein, peinlich. Lasst sie sich langsam kennen lernen – vielleicht sogar die Hochzeit nach hinten verschieben. Die Nacht der Hochzeit ist gut gemacht, wie sie ihre Probleme damit hat, sich hinzulegen. Und der Tag danach? Sie könnten irgendwelche Morgenrituale entwickeln.
Und es gibt einen Fehler im Buch. Die Mädchen der High Society können zumindest mal die Grundlagen der „normalen“ Bildung, sogar von Mathe. Wenn Anna mehr als das drauf hat, lasst sie sagen, was sie tun kann – im Detail. Definiert, in wiefern sich das vom Status Quo unterscheidet, weil das aktuell so klingt, als ob die Mädchen der High Society noch dümmer wären, als sie wirklich waren.
Der historische Hintergund scheint allgemein ein bisschen dubios. Aber es ist schwer zu sagen, weil man die Geschichte nicht zeitlich einordnen kann. Auf der einen Seite sind die Regeln der Oberschicht deutlich strikter als die von Europa im späteren 19. Jahrhundert, also scheint es entweder in der ersten Hälfte oder noch eher statt zu finden. Amerika ist nicht gerade wohlhabend, da es als reich angesehen wird, regelmäßig Fleisch zu essen und die reichen Mädchen bei Geschenken in 1-er Kategorien denken. 1 Kleid, 1 Hut, 1 Bucht. Das weist auf etwas verdammt frühes hin. Aber gleichzeitig ist die Mittelklasse sehr… ich sag jetzt mal frivol, locker, wenn man Annas Kindheitsbeschreibungen Glauben schenkt. UND Fort: die Art, wie die Leute Anna behandeln, weist darauf hin, dass sie Generationen lang keine Neuankömmlinge mehr bekommen haben. Die Frauen in Europa können Hosen tragen, wenn sie wollen… was dann ungefähr der 1. Weltkrieg wäre.
Außerdem haben Leute aus dem Mittelstand Probleme, gesellschaftlich auszusteigen, also wird der American Dream ignoriert. Natürlich wurde der AD nie so gut ausgeführt, wie sich die Amerikaner das gewünscht hätten, aber es war möglich – aber nicht in diesem Buch.
Im Ernst, ich bin keine Amerikanerin und die Geschichte der USA ist nicht gerade mein Spezialgebiet, aber hier stimmt irgendwas nicht. Das kann selbst ich sehen. Und das ist schade, denn der grundsätzliche Stil ist sehr gut, die Ideen originell und die Charaktere voller Potential. Passt… passt einfach auf den historischen Hintergrund auf und habt keine Angst, mehr Seiten zu benutzen! Hier ist verdammt viel Potential.
Zusammenfassung:
Am Ende muss ich null Sterne geben, weil sich die Sterne für Stil und Charaktere und die Abzüge für den historischen Hintergrund und die schlechte Entwicklung der Geschichte ausgleichen. Sorry!
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