Everflame (1) - Feuerprobe von Josephine Angelini

28/08/2016 16:59

Die nächste atemberaubende Trilogie von Josephine Angelini: Feuerprobe, Teil 1 der Everflame-Reihe (Englisch: Trial by Fire, Französisch nicht übersetzt), ich habe die 386 Seiten auf Englisch gelesen. Ursprünglich 2014 veröffentlicht, beide 16-Tod.

Lilys Leben ist das reinste Chaos. Ihre Allergien bestimmen sie, ihre Mutter ist verrückt, ihr Vater nicht da, und nun hat ihr Freund... Aber so schlimm ihr Leben auch ist, es ist tausend Mal besser als in einem Paralleluniversum zu stranden, in dem Hexen die dreizehn Städte regieren... und die Outlanders von den Monstern gefressen werden, die sie erschaffen haben. Und das schlimmste: Lilys Alter Ego ist nicht nur involviert, sie ist die böse Tyrannin, die alle umbringen wird. Lily ist von Feinden umgeben, einer von ihnen der Junge, den sie liebt. Ihre einzige Chance zu Überleben wäre, eine Hexe zu werden... und der einzige, der ihr das beibringen könnte, ist der Mann, der Lily am meisten hasst. Und in all dem sind noch tausend Fragen, die Lily beantworten muss. Wie kann sie je wieder nach Hause kommen? Und, wichtiger, wieso hat Lillian sie hier her gebracht? Und was ist passiert, dass Lilys Alter Ego zur Massenmörderin wurde?

 

Okay, diese Geschichte war schräg. Sie war gut gemacht, spannend, mit liebenswürdigen Charakteren und interessanten Ideen, aber... nun ja, man musste sich erst einmal daran gewöhnen.

Das hier ist ein Mix aus Fantasy, Science Fiction und Apokalypse. Und... nun gut. Ich schätze, das Grundkonzept des Buches ist Folgendes: Wenn eine Person in Universum A eine Entscheidung trifft, wird ein Paralleluniversum B geboren, in dem die Person eine andere Entscheidung getroffen hat. Wir haben also Lilys (heißt unser) Universum und die Welt, in der Lillian lebt. Lillian ist der Kopf der Hexen, und regiert die dreizehn Städte – und will aus irgendwelchen Gründen die Menschen außerhalb der Städte loswerden. Also typisch böser Tyrann. Alle Hexen haben die Fähigkeit, Hitze in Kraft zu verwandeln (also hatte die Inquisition mit den Hexenverbrennungen eine echt gute Idee) und diese Kraft an andere oder an Maschinen weiterzugeben. Sie können auch Krankheiten usw. heilen, und sie können molekulare Prozesse sehen und sich darin einmischen. Sehr praktisch. Die Leute außerhalb der Städte haben keinen Zugang zu dem, was die Hexen herstellen – wie Essen. Sie versuchen sich an der Wissenschaft, aber Lillian macht selbst eine Hexenjagt auf die Wissenschaftler. Fügt Fähigkeiten die Telepathie, Manipulation und einen Mix aus mittelalterlichem und Syfy-Ambiente hinzu und ihr könnt verstehen, wieso diese Welt ein bisschen schwierig zu durchschauen ist. Für mehr Infos könnt ihr euch die Welt ansehen.

Spoiler:

Natürlich ist der Grund, aus dem Lillian einen auf Katholische Kirche im Mittelalter macht, der, dass sie die verbrannten Welten gesehen hat – und ratet mal, wodurch die zerstört wurden. Ja! Atomkraft! Riesenüberraschung. Es scheint noch andere Gründe für Lillians Verhalten zu geben, aber die nennt sie Lily nicht.

Die Grundidee dieser Welt ist faszinierend. Kompliziert und ein bisschen schräg, aber gut gemacht. Ich mag vor allem die biologischen Aspekte in all dem, besonders die Teile über die Ernährung und was sie für einen Effekt auf den menschlichen Körper hat. Ich liebe es, so einen Kram zu verstehen, also habe ich mich recht schnell in dieses Buch verliebt – aber jeder, der sich für so was nicht so interessiert, sollte einen Bogen um dieses Buch / diese Serie machen.

Dieses Alternative-Realität Zeug bringt einen wirklich zum Nachdenken. Uuund natürlich habe ich ein paar Fragen beziehungsweise Fehler gefunden. Auch wenn die später noch erklärt werden könnten. Ich schreibe sie trotzdem einfach mal aufschreiben, um sie aus meinem Kopf zu kriegen.

Erstens: Die Hexenjagd in Salem war im siebzehnten Jahrhundert. Also hat man 300-400 Jahre, in denen sich die Gesellschaft und das Leben generall echt verändert hat. Diese Welten sind so unterschiedlich, dass sie schwer zu vergleichen sind. Was, in sich, gut ist. Aber wieso bleiben die Namen die selben? Tristan ist wirklich alt, genau wie Juliet. Aber Samantha? Nicht wahrscheinlich. Und wie praktisch, dass die Charaktere sich so ähnlich sind! Echt jetzt. DNA macht eine Person nicht zu dem, was er oder sie ist. Erfahrungen und Erziehung – was von der Gesellschaft und der Persönlichkeit und Erfahrungen der Leute im Umfeld gestaltet wird – spielen ebenfalls eine echt große Rolle. Okay, Tristan ist schüchterner und Lillian arrganter als ihre Alter Egos, aber das ist nicht genug! Außerdem, wenn unsere Welt A und ihre B ist, wie kann es dann sein, dass es einen Tristan in beiden Welten gibt? Dass die Geschichte von A und B so parallel verlaufen sind, auch wenn die Hexenjagd in A und die Monster in B den Genpool dezimiert haben? Die Chancen für eine Familie, exakt gleich zu bleiben, ist schon quasi inexistent, aber zwei? Das ist unmöglich! Besonders, weil B die bessere Krankheitsbekämpfung, aber sonst deutlich schlechtere Überlebenschancen zu bieten hat als A, dass heißt wenn die ganze Welt wirklich auf 13 Städte und die Armen drum herum reduziert wurden. Also, die Vorfahren von Tristan sollten gestorben sein – oder anderweitig geheiratet haben.

Außerdem, wieso ist die Fantasy-Hexenwelt so... geologisch isoliert? Wieso haben nur die Hexen aus Salem die (ich bleibe beim Englischen Namen) Firewalker-Fähigkeit bekommen und somit überlebt?

Und noch was, was ich nicht verstehe: Lily hat all diese Allergieprobleme, weil sie eine Crucible ist. Aber, wenn die Crucibles doch wieder auftauchen, wieso ist Lily dann die erste und einzige, an der solche Probleme diagnostiziert wurden? Außerdem ist scheint das Crucible-Zeug mit den Genen zu tun zu haben, was bedeuten müsste, dass eine Lilys Vorfahren vor 300/400 Jahren eine Hexe war und somit gehenkt worden wäre... oder? Und was ist eigentlich mit Juliet? In Welt B ist sie zwar nicht so mächtig wie Lillian, aber sie hat einige wenige Kräfte. Also, wieso hat sie in Welt A nicht auch das Allergieproblem?

Juliet selbst ist übrigens einfach nur wundervoll. Sie ist ruhig, pragmatisch. Ich fühle mit ihr. So viele Leute, u die sie sich kümmern muss. Und dann verschwindet Lily auch noch, einfach so. Juliet B hat es auch nicht leichter. Es ist fast, als würde die DNA der Juliets es ihnen unmöglich machen, für sich selbst und nicht für alle anderen zu leben. Was sie zu guten Personen macht – aber vermutlich auch zu sehr, sehr traurigen Personen, die verdammt vieles bereuen werden, bevor sie steben. Ich war so stolz auf sie, als sie endlich für das gekämpft haben, an das sie glauben!

Wer mir noch leid tut, ist Tristan A. Okay, er hat Lilys Wut verdient, nachdem, was er da abgezogen hat. Aber ich verstehe, dass er auch wütend ist. Eine Freundschaft mit jemandem, der so eine fragile Gesundheit hat, ist... so was ist wirklich, wirklich hart. Die Sorgen, die konstant an einem nagen. Und Tristan hat eine große Verantwortung – da er ihr einziger Freund in der Schule ist. Sie hat Recht damit, wütend zu sein, aber ich verstehe, wieso Tristan ausgeflippt ist, als sie ihm mehr oder weniger gesagt hat, dass es keine Rolle spielt, was er für sie durchgemacht hat. Womit sie übrigens Unrecht hat. Man verliert so viele Leute über so was – was sie weiß – aber sie hatte immerhin immer diesen einen Freund, auf den sie sich verlassen konnte. Und das spielt eine wirklich große Rolle. Sie sollte ihm was über Manieren und Respekt erzählen. Aber nicht so was.

Und ich mag es auch nicht, wie Lily Tristan B behandelt. Er verliebt sich in sie. Und ich verstehe, wieso sie ihm nicht vertrauen kann, aber es so... so schade, dass er so schnell aus ihrem Kopf verschwindet. Lily hat sich bis dato nur auf zwei Leute wirklich verlassen können: Juliet und Tristan. Sie mag ja ein Freigeist sein, aber durch ihre Probleme konnte sie nun mal nie wirklich lernen, wie man unabhängig ist. Ich finde, dass sie ihre Abhängigkeit von Juliet und Tristan zu schnell loslässt. Außderdem hätte ich es besser gefunden, wenn Lily ein wenig dankbarer und glücklicher darüber gewesen wäre, dass sie geheilt ist. Wenn man solche Probleme plötzlich los wird – besonders, wenn man schon alle Hoffnung auf Gesundheit aufgegeben hat – wird man echt emotional, wenn man auch nur ein Löffel voll Hoffnung schöpfen kann.

Lily selbst ist komplex. Sie ist sturköpfig, glaubt an das, was sie tut... und sie tendiert dazu, ein bisschen radikal zu werden. Aber es ist leicht für mich, mich mit ihr zu identifizieren, weil... nun ja, ich weiß, was es heißt, den eigenen Körper nicht kontrollieren zu können. Belassen wir es dabei.

Lilys Alter Ego ist ihr in vielerlei Beziehung sehr ähnlich. Sie ist stur und fanatisch, und sie würde alles für die tun, die sie liebt. Und damit geht sie entschieden zu weit. Aber ich mag es, wie Lillian gezeichnet ist, selbst in ihrer Grausamkeit. Die Gegenüberstellung von ihr und Lily ist wirklich gut gemacht, allein durch ihre Namen. Lillian ist erwachsen, verlässt sich nur auf sich selbst und hat nie gelernt, wirklich mit jemandem mitzufühlen. Sie ist einsam, aber durch ihre eigene Entscheidung – weil sie denkt, dass sie das Richtige tut. Und sie zieht das durch, was sie anfängt. Aber sie ist nicht blind. Sie weiß, was die Leute um sie herum fühlen und versucht, ihnen zu helfen – selbst wenn es heißt, die Liebe ihres Lebens aufzugeben und ihm jemand Neues zu schicken, in den er sich verlieben kann. Das ist... nun ja, Lillian ist eine Politikerin. Und sie lässt Leute leiden und bezahlt jeden Preis, um ihre Ziele zu erreichen. Aber sie ist niemals absolut Böse. Sie ist Lily gegenüber fair, sie hat sie zwar gekidnappt, gibt ihr aber auch eine Chance auf Liebe und nach Hause zu gehen. In sofern es ihren Plan nicht gefährdet, versteht sich.

Lily auf der anderen Seite ist viel mehr emotional involviert. Sie brennt hell mit einer Idee, sie zieht ebenfalls das durch, was sie anfängt – aber sie hat deutlich mehr Moral als Lillian und sie wurde zum Mitgefühl erzogen. Sei es für Menschen oder allem Lebenden, sie versucht zumindest, ihre Umfeld nicht allzu sehr zur Last zu fallen. Sie weiß auch, was es bedeutet, auf jemanden angewiesen zu sein, was sie verständnisvoller macht. Sie ist wärmer – und lustig. Aber auch sie kann grausam sein, wenn sie verletzt ist, was sich in ihren verbalen Gefechten mit Tristan A und Rowan zeigt.

Nun zu Rowan. Er ist echt was besonderes. Ich verstehe so gut, wieso er Probleme mit Lily hat. Es ist dabei nicht einmal so, dass er Lily misstraut, sondern, dass er sich selbst nicht vertrauen kann, Lily so zu sehen, wie sie ist, und nicht so, wie er sich Lillian wünschen würde. Er ist in einer echt beknackten Situation, vor allem wegen dem, was die Ältesten von ihm erwarten. Und Lilys Sturheit und ihre Weigerung, die Dinge zu durchdenken, machen das nicht wirklich besser.

Ich mag Caleb. Er scheint ein netter Kerl zu sein.

Alaric scheint ebenfalls interessant zu sein, aber ich vertraue ihm nicht. Echt jetzt, jemand, der so lange gegen Lillian kämpft, nachdem er alles durch sie verloren hat, und dann hat er sanfte Augen? Das scheint... irgendwie falsch.

Aber das mit Gideon ist echt klasse! Wurde so langsam auch mal Zeit.

Die Claimings sind gut gemacht. Besonders die mit den Mechanikern, was die Gier mit Lily macht und was der Preis für die Intimität von dem ganzen ist... besonders, wenn all das so schnell passiert. Ich mag es auch, wie Lily über die Zeit lernt, sanfter zu sein. Und wie dieses Stein-Zeug im allgemeinen funktioniert.

 

Zusammenfassung:

Ich gebe Sterne für die Ideen, die Charaktere und den Stil. Plus einen für die Welt, minus einen für die Fehler.