Briar Rose von Jana Oliver

28/08/2016 17:04

Nun zu Jana Olivers Briar Rose. Ich habe die 468 Seiten auf Englisch gelesen. Ursprünglich 2013 veröffentlicht, ich empfehle es Mädchen 14+ - das hier ist ein dunkles Märchen.


Briar glaubt an Märchen, Glücklich bis ans Ende aller Tage und an charmante Prinzen, die ihr Herz im Sturm erobern. Woran sie nicht glaubt, sind Flüche im realen Leben – schon gar nicht auf ihr. Nun, sie liegt falsch. Wenn die Uhr an ihrem sechzehnten Geburtstag Mitternacht schlägt, wird sie sterben – aber sie hat die Chance, gegen diesen Fluch zu kämpfen, wenn sie nur stark genug ist. In einer Welt aus ihrer vom Fluch verdrehten Vorstellungskraft gefangen, findet sich Briar in einer dunklen Version des Märchens von Dornröschen wieder: Nur, dass es statt dem Prinzen einen bösen Magier gibt, der das Königreich regiert und die Einwohner versklavt. Während Briars beste Freundin und der Feind ihrer Familie einen Deal mit dem Teufel machen, um ihr zu helfen, muss Briar herausfinden, wem sie trauen kann... und wie sie die Bewohnern des Landes retten kann. Denn das ist ihr Fluch und ihre Aufgabe – wenn sie versagt, stirbt sie.

 

Also. Das ist mal wirklich was, was einen zum Nachdenken bringt. Das ist ein dunkles Märchen wie es leibt und lebt. Briar selbst ist ein typischer Teenager, manchmal ein bisschen zu weinerlich, stur, aber verdammt schnell in ihren Reaktionen. Ich mag sie.

Die anderen in ihrer Abenteuergruppe sind Reena, Pat und Josh. Reena ist eine Hoodoo Hexe – das ist kein Rechtschreibfehler, es hat nichts mit Voodoo zu tun, sonder mit Folklore und Pflanzen – sie ist entschlossen und lässt sich nichts gefallen. Sie respektiert andere und erwartet von ihnen, dass sie das ebenfalls tun, wenn nicht, erzieht sie sie um. Sie ist auch ziemlich lustig, weil sie mit beiden Füßen auf dem Boden steht und gleichzeitig offen für alles ist, besonders für Magie und so weiter. Das sorgt dafür, dass sie nichts zu schwer nimmt, aber auch nichts unterschätzt. Außerdem ist sie eine sehr prinzipientreue Person und lässt Briar ihre eigenen Entscheidungen treffen – was eine Rarität in diesem Buch ist. Ihre Eltern versuchen, Briars Leben zu bestimmen und auch jeder andere sagt ihr, was sie zu tun und zu lassen hat. Reena tut das nicht, sie ist zwar nicht immer mit Briar einer Meinung, aber sie blockiert sie auch nicht. Stattdessen will sie, dass Briar sie mit Argumenten überzeugt.

Sie passt sehr gut zu Pat. Er ist zwar anfangs ein Arsch, besonders mit dem, was er von Briar will. Das ist wirklich nicht okay – aber es ist hauptsächlich Mikes Schuld, denke ich, weil er die Lügen erzählt hat. Aber das macht Pats Verhalten trotzdem nicht okay. Mir hat Briar in der Situation so leid getan.

Zurück zu dem Charakter. Pats Ego ist so groß wie der Palast der Regentin und er hat ein paar Probleme damit, selbstlos zu sein, zumindest am Anfang. Aber er wird auf seine eigene Weise zu einem Held – was er vermutlich Reena zu verdanken hat. Ich mag es, wie die beiden miteinander arbeiten. Wie sie wollen, dass der andere sie respektiert, selbst als sie sich noch nicht ausstehen konnten. Und wie die Toughness des anderen ihre Perspektive verändert – ich mag es, dass Pat nach der Sache mit den Fata aufhört, feige zu sein und zu Jammern, und wie Reena ihn in einem neuen Licht zu sehen beginnt. Am Ende mag man Pat sogar.

Joshua ist ein Märchenprinz, aber einer, der die Heldin als gleichgestellt akzeptiert. Ich mag es, wie er am Anfang so schüchtern ist, Kontakt sucht, aber sich nicht wirklich wohl fühlt. Und ich liebe dieses Armband – es war wirklich praktisch.

Spoiler:

Übrigens, das Armband in den Mund der Regentin zu stopfen? Damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet! Ich hätte gedacht, dass jeder Charm als Waffe benutzt würde. Obwohl... es hat funktioniert, oder?

Okay, zurück zu Josh. Ich liebe es, wie er mit Tieren umgeht und wie er in den verschiedenen Situationen reagiert. Zum Beispiel wie er mutig genug ist, um mit Briar über seine Gefühle zu reden und sich dann selbst im Kampf gegen den Greifen schlagen will, weil er nicht glauben kann, dass er so dumm war, nicht die einzig tödliche Waffe für das Mistvieh mitzunehmen. Pats Reaktion auf das selbe Problem war ebenfalls grandios.

Aber es gibt auch noch den „wirklichen“ Märchenprinz hier: Ruric. Ich mag ihn. Er ist cool, stark, lässt sich von niemandem bestimmen, er ist ruhig, clever und hat diese archaische Sprache. Das ist lustig, besonders im Kontrast zu der etwas mehr umgangssprachlichen Ausdrucksform der anderen. Außerdem mag ich es, wie er mit seiner „Cousine“ umgeht.

Spoiler:

Aber die Person, die mir wirklich ans Herz gewachsen ist, ist Aurora. Jap, Dornröschen. Erst einmal, die Falle auf ihr war sooo verdammt gut gemacht. Spielt Jana Oliver D&D oder was vergleichbares?? Als Aurora aufgewacht ist, wollte ich genau das tun, was Briar, Josh und Ruric ebenfalls wollten: Sie dazu zwingen, die Klappe zu halten und wieder einzuschlafen. Sie ist mir so auf die Nerven gegangen! Aber ich verstehe sie. Sie war zehn Jahre lang in Alpträumen gefangen, nur um für winzige Augenblicke aufzuwachen, in denen sie ihren Körper nicht kontrollieren konnte. Und als sie endlich aufwacht, ist jeder tot, den sie liebt – bis auf die Regentin, die hat sie ja betrogen. Sie denkt, dass ihr „Retter“ sie für seine eigenen Pläne benutzen will und kann sich nicht vorstellen, dass jemand wie ihre zweite Mutter sie so hintergehen und so grausam sein kann. Und als sie es aber endlich merkt, tut sie das Richtige: Als sie misstrauisch wird, klaut sie den einen Gegenstand, der der Regentin schadet, und als ihr klar wird, was abgeht, gibt sie ihn Briar, damit sie die Regentin loswerden kann. Aurora ist total verloren und versucht einfach nur, ihre Eltern nachzuahmen – nur, dass sie ihr nie erklärt haben, wie und warum sie die Dinge gemacht haben, wie sie sie gemacht haben. Und dann muss sie lernen, ihrem Herzen zu vertrauen, was Ruric angeht. Sie muss wirklich schnell erwachsen werden, wie Briar, aber bei ihr steht noch viel mehr auf den Spiel. Denn wenn sie einen Fehler macht, werden all ihre Leute gefressen. Ich mag es, wie sie sich in Ruric verliebt und er in sie: Nicht, weil er sie von ihrem Fluch erlöst hat, sondern weil er sie hat kämpfen sehen und sie merkt, was für eine gute Person er ist und wie sehr er das Richtige tun will. Das ist echt schön.

Zu den Fata. Sie sind... nun ja, sie sind süß. Und ihre Gaben sind praktisch, oder?

Der Fluch selbst war wirklich gut gemacht. Ich will gar nicht wissen, was der mit meiner Vorstellungskraft angefangen hätte, denn je mehr du hast, desto schlimmer wird es... brrr. Aber es war wirklich gut gemacht. Ich war mir nicht sicher, wer Briar verflucht hat, das war ich wirklich nicht, aber ich hätte eher auf jemanden getippt, der mit Elmer Rose zu tun hatte. Ich hätte gedacht, dass der Fluch viel älter wäre und von Generation zu Generation weiter gereicht würde, weil auch Sarah an ihrem 16. Geburtstag gestorben ist... und ich hätte gedacht, dass das Gesicht der Regentin das Gesicht desjenigen wäre, der Briar verflucht hätte. Ich war ein bisschen enttäuscht, dass das nicht der Fall war.

Spoiler:

Mir tat Mrs. Rose so leid. Große Güte, so was auf seinem Gewissen zu haben? Kein Wunder, dass sie so beschützerisch ist und ständig kurz vorm Weinen steht. Am Ende hat sie sich selbst viel mehr verletzt als Lora.

Was ich nicht verstehe, ist Folgendes: Sarah wurde getötet, als sie in der Nacht der Verlobungsparty ihrer Schwester raus geschlichen ist. Wieso war ie nicht im Auto? Es ist die Verlobungsfeier ihrer Lieblingsschwester. Selbst wenn sie sich nicht nahe gestanden hätten, sie gehört zur Familie un muss doch gehen, oder? Also, wieso musste sie zu Hause bleiben?

Abgesehen davon haben sich einige Charaktere an der ein oder anderen Stelle ein wenig schnell entwickelt – fast schon zu schnell. Aber ich denke, dass hat damit zu tun, dass sie mit Waffen aus guter Magie in eine Welt voller dunkler Magie geworfen wurden (um es mal zu vereinfachen), die auf einem Märchen basiert. Besonders Rurics schnelles Neuverlieben. Die Geschichte ist spannend und war gut gemacht. Besonders der Teil mit dem Dunklen Reiter und Lily – sie ist echt war Besonderes, so viel ist klar.

 

Zusammenfassung:

Ich gebe Sterne für Charaktere, Stil, Ideen und den Inhalt.