Black Dagger (XI + XII) - Blutlinien & Vampirträume von J.R. Ward

25/07/2016 17:18

Blutlinien & Vampirträume (urspr. Lover Enshrined, Frz. L'amant consacré). Ich habe die 351 & 367 Seiten auf Deutsch gelesen. Ursprünglich 2008 veröffentlicht.

Phury ist in einer Abwärtsspirale, die ihn geradewegs in die Hölle bringen wird. Er ist ein Verlierer. Er hat den Fluch auf seine Familie gebracht und nichts, was er je tun könnte, kann das besser machen – egal für wen. Und jetzt hat er auch noch 40 Frauen, um die er sich zu kümmern hat, als Beschützer und Hure. Aber er hat die letzten 5 Monate lang versagt. Während sein Drogenkonsum größer und größer wird, kann er nicht anders, als sich selbst mehr und mehr zu hassen. Besonders, als er seine Nummer 1 sieht, Cormia. Aber wie könnte er ihr nahe kommen? Er ist schädlich, jedem Glück unwürdig – ihr am aller meisten. Aber die Bruderschaft des Black Dagger kann nicht länger darauf warten, dass Phury sich selbst repariert. Und Cormia auch nicht. Denn Omega hat einen anderen Weg gefunden, den Vampiren zu schaden...

 

Okay, dieses Buch war wirklich gut gemacht, ganz besonders das Drogenproblem. Ich liebe die Tiefe und die Beschreibungen von Phurys Problem! Obwohl ich es wirklich Schade finde, dass der Zauberer erst in diesem Buch auftaucht – wir hatten schon vorher eine Menge schlechte Szenen für Phury, besonders in Monsdspur & Dunkles Erwachen (Lover Awakened) hätte sein Selbsthass so richtig schön rauskommen können – und müssen. Es ist so realistisch! Und so traurig. Diese Litanei ist exakt das, was Leute denken, wenn sie sich selbst hassen. Besonders, wie die moralischen Standards immer so angeglichen werden, dass man selbst am schlechtesten darstellt und der Abscheu einen so richtig schön treffen kann – oder die Projektion davon, hier wäre das der Zauberer. Außerdem finde ich es wirklich gut, wie das Problem schlimmer und schlimmer wird und Phury einen immensen Drogenkonsum hat – wodurch er noch mehr Zeit mit dem Zauberer verbringen muss. Er hasst sich selbst für das, was er tut. Und ich liebe es, wie er endlich sieht, was der rote Rauch mit seiner Persönlichkeit macht, zum Beispiel in der Szene mit dem Drogensüchtigen. Aber trotzdem kann er es nicht stoppen. Es wurde im letzten Buch deutlich, dass Phury seine Jagdstrategien verändert hat, wie er plötzlich so grausam wird und merkt, was Schmerzen tun können. Das ist so... realistisch. Und ich mag es, wie die Brüder darauf reagieren. Besonders, wie Z und Wrath mit sich kämpfen und sich dann schließlich doch dazu entscheiden, ihm den Riegel vorzuschieben – was es erst einmal noch schlimmer macht.

Spoiler:

Bis Phury zu weit geht und dieser eine Akt ihn wieder in die Nüchternheit katapultiert – lange genug, um zu realisieren, dass er sich ändern muss, statt sich in chemischen Substanzen zu verstecken.

Das alles ist wirklich heftig, realistisch und... man kriegt Gänsehaut, besonders weil man weiß, dass das genau das ist, was passiert, wenn man süchtig wird.

Spoiler:

Was ich am liebsten mag, ist, dass Phury keine magische Lösung bekommt, kein „Glücklich bis ans Ende aller Tage“. Okay, er kriegt es, aber nicht durch ein Abrakadabra und die Sucht ist weg und er muss nie wieder dagegen kämpfen. Statt dessen wird beschrieben, wie er immer noch kämpft, jeden Tag, und wie andere in der selben Situation die gleichen Schwierigkeiten haben – Jahre lang. Das zeigt, wie sehr eine Sucht dein Leben ruinieren kann, selbst wenn man drüber weg ist. Ich liebe es, wie das hier gemacht ist.

Besonders weil man so was für gewöhnlich ziemlich stark unterschätzt, besonders, wenn es um „schwache“ Drogen geht. Man kann meistens niemanden dazu fragen, weil sie entweder nicht realisieren wollen, dass sie ein Problem haben – dann belügen sie sich selbst darüber, dass die ja jederzeit aufhören könnten, auch wenn das nicht der Fall ist – oder sie tun es, wollen aber nicht schwach wirken und sagen deswegen nichts. Wenn man aber dieses Buch liest, versteht man, wieso die Eltern und Lehrer immer so ein Bohei darum machen, dass man „die Finger von die Dinger“ lässt.

Was ich aber sonst noch wirklich toll finde, ist Cormia. Erst einmal liebe ich es, welche Schwierigkeiten ihr Leben mit sich bringen. Die Probleme mit dem technischen Teil unserers Alltags war ja zu erwarten, aber die Farben um sie herum? Die Gerüche und Geschmäcker? Wirklich toll! Und ich LIEBE ihre Beziehung zu den anderen, besonders zu Bella. Endlich mal eine richtige Mädchenfreundschaft, obwohl eine Männerprobleme hat. Auch wenn es etwas out of character ist, dass Cormia Bella verspricht, sie bis zur Geburt nicht allein zu lassen, und dann einfach verschwindet und nicht einmal zur Geburt auftaucht. Trotzdem, Cormia wächst wirklich. Ich finde es toll, wie sie mit ihrem schlechten Gewissen kämpft, weil sie ein Individuum und nicht eine von Vielen sein will, und wie sie sich dann in Phury verliebt. Und ihre Grenzen klar stellt. Sie wird wirklich zu einer eigenständigen Person. Und ich mag es, dass sie sich nicht vor John und Qhuinn versteckt – einfach, weil sie sich nicht dafür schämen wollte, wer sie ist und wie sie aussieht.

Und Phurys Reaktion darauf ist echt cool gemacht gewesen – besonders mag ich, dass Cormia nicht einfach dahingeschmolzen ist, sondern sich gewehrt hat, obwohl sie wusste, wie das enden würde – und es wollte.

Spoiler:

Johns Reaktion darauf war auch... huh. Allgemein lässt ihn seine Vergangenheit nicht los. Ich mag den Plot mit John und Qhuinn – ersterer wird übrigens endlich wieder erträglich. Wie Lash John angreift und Qhuinn ausflippt, wie er dann Blay von sich stößt, um ihn zu beschützen. Wie Wrath das ganze regelt. Wirklich gut! Und wie Qhuinn John dann die ganze Zeit aufzieht :)

Auch Blay ist interessant. Nicht nur seine sexuelle Orientierung und alles, sondern auch... na ja. Er selbst. Ich mag ihn. Er ist ein guter Kerl.

Spoiler:

Zu Lash... erst einmal Ich hatte Recht! Okay, ich bin durch mit der selbst-Beweihräucherung. Ich war mir anfangs ziemlich sicher, wer Lash war, habe es dann aber noch mal überdacht, als die ganzen Hinweise darauf kamen, dass Qhuinn nicht unbedingt aus seiner Familie kommen muss. Die übrigens total bekloppt ist, er hat mir sooo leid getan! Aber nochmal zurück zu Lash: Er, Omegas Sohn, was er so alles kann und tun muss? Hui ui ui. Ich mag es, wie er mit seinem schlechten Gewissen kämpfen muss, besonders bei dem mit den Eltern. Alles andere wäre billig gewesen. Und wie sich dieses Mädchen gegen ihn gewehrt hat? Ich habe zwar wenig Mitleid mit ihr, weil er in gewisser Weise Recht hatte – sie hat es quasi herausgefordert – aber sein Verhalten war echt alles andere als okay und ich find's klasse, dass er das zu spüren bekommt.

Rehvs Geschichte fand ich auch echt gut. Wie er die Probleme mit der Prinzessin mehr und mehr zu spüren bekommt – ich frag mich ja, was Xhex gemacht hat. Sie – und die Prinzessin – sind wirklich gut gemacht, vor allem die ganze Gesellschaft. Ich bin gespannt, wie es auf der Front weiter geht.

Und Lassiter! Der scheint ja echt cool zu sein – besonders seine „innige“ Beziehung zu den Brüdern. Gott, die können ihn ja echt leiden wie ein gebrochenes Nasenbein. Und der arme, arme Tohr! Ich hoffe, dass er sich nach einer Weile bekrabbelt. Die Hochzeit war... heftig.

Spoiler:

Apropos. Das Ende war echt wunderschön... wie Z wieder anfängt zu singen, Nalla... und dann die Hochzeit. Und allgemein, dass die Jungfrau der Schrift die alten Regeln loslässt und mal locker macht. Mal gucken, was aus Payne wird. Die scheint ja echt interessant zu sein... aber ich mag es, dass die Auserwählten Individuen werden und wie sie gemeinsam in der echten Welt wohnen. Besonders Laylas Kochkünste – Layla hat mir ja zwischendurch so leid getan, besonders nach Johns Transitation. Du liebe Güte, das musste ja echt kacke sein: Alles, wozu sie ausgebildet wurde, ist Sex. Und erst wird sie zu Rhage geschickt und dann wird John von seiner Vergangenheit heimgesucht – und sie macht sich dafür verantwortlich. Ich hoffe, sie findet jemanden. Hey, wie wäre es mit ihr und Tohr? Ich glaube, dass sie ihm ganz gut tun könnte. Aber hey, keinen Schimmer. Bin ja nicht die Partnerbörse.

 

Zusammenfassung:

So weit, so gut. Ich gebe Sterne für Ideen, die Geschichte und den Stil, plus jeweils einen halben Stern für die Charaktere und die Drogen.

 

Vorheriger Teil:

Seelenjäger & Vampirträume